Barrierefreies Wohnen im „Haus der Zukunft“ in Mistelbach – Ein Blick aus der Sicht des Architekten DI Klaus Duda
Bei der Planung unseres Immobilienprojekt „Haus der Zukunft“ in Mistelbach steht barrierefreies Wohnen im Mittelpunkt unserer architektonischen Überlegungen. Barrierefreiheit ist nicht nur eine Frage der Zugänglichkeit, sondern auch der Lebensqualität, die wir den Bewohner:innen in Zukunft bieten wollen. Und hier sei darauf hingewiesen, dass Barrierfreiheit nicht nur Senior:innen betrifft, sondern diese kann auch bereits jüngeren Bewohner:innen das Leben erleichtern. Sei es bei der Verwendung von Kinderwägen oder auch im Fall einer temporären körperlichen Einschränkung, wie z. B. einer Beinverletzung.
Vermeidung von Niveauunterschieden
Ein Schlüsselaspekt des barrierefreien Wohnens ist die Vermeidung jeglicher Niveauunterschiede. Türschwellen und Stufen werden bei Eingängen genauso vermieden, wie bei Ausgängen auf Balkone und Terrassen, um eine durchgängige, ebene Fläche zu schaffen. Dies erleichtert die Mobilität für alle, insbesondere für Rollstuhlfahrer:innen.
Aufzug und Zugänglichkeit
Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist der Einbau eines ausreichend großen Aufzugs, der alle Stockwerke leicht zugänglich macht. Dieser bietet genügend Platz und Sicherheitsfunktionen, um Komfort und Unabhängigkeit zu gewährleisten, aber auch um einen unter Umständen notwendigen Liegend-Transport durch Rettungspersonal zu erleichtern. Ein etwas größerer Lift ermöglicht auch eine bequeme Verwendung durch Rollstuhlfahrer:innen mit einer Betreuungsperson.
Küchen- und Baddesign
Die Küchen und Bäder werden speziell für maximale Funktionalität und Ergonomie geplant. Arbeitsoberflächen und Elemente sind so angeordnet, dass sie von Rollstuhlfahrer:innen leicht zu erreichen und zu bedienen sind. Im Badezimmer sorgen bodenebene Duschen und unterfahrbare Waschbecken für zusätzliche Sicherheit und Komfort.
Bewegungsflächen und Bedienungselemente
Ein wesentliches Merkmal ist die ausreichende Bewegungsfläche. Mindestens 150 x 150 cm freie Fläche sind in allen wichtigen Bereichen gewährleistet, sodass sich Rollstuhlfahrer:innen frei und ungehindert bewegen können. Alle Bedienelemente, wie Lichtschalter und Toilettenspülungen, befinden sich in einer Höhe von etwa 85 cm und sind so platziert, dass sie leicht betätigt werden können.
Sensorgerechte Gestaltung
Um den unterschiedlichen Bedürfnissen von Menschen mit Seh- oder Höreinschränkungen gerecht zu werden, werden taktile und akustische Hilfsmittel sowie optische Vorrichtungen installiert, die das Zurechtfinden im Haus erleichtern. Sehr wichtig in diesem Zusammenhang ist auch ein leicht erfassbares Orientierungssystem.
ÖNORM – Richtwerte für Barrierefreiheit
Das Haus der Zukunft hält sich an die allgemeinen Richtwerte der ÖNORM für barrierefreies Bauen, um sicherzustellen, dass allen Bewohner:innen maximale Unabhängigkeit und Komfort geboten werden.
Interview mit Architekt DI Klaus Duda
Um einen tieferen Einblick in die architektonische Philosophie und die Herausforderungen des Projekts zu gewinnen, haben wir ein Interview mit dem leitenden Architekten DI Klaus Duda des planenden Architekturbüros KDA ZT GmbH geführt:
Welche spezifischen architektonischen Herausforderungen mussten Sie beim Entwurf des „Hauses der Zukunft“ überwinden, besonders im Hinblick auf die Barrierefreiheit?
Eine besondere Herausforderung war einerseits die unterschiedlichen Nutzungen, wie Seniorenwohnen, Familienwohnen und Gewerbenutzung gut miteinander zu verknüpfen und andererseits eine klare Trennung der Abläufe zu gestalten. Durch verschiedene Gemeinschaftseinrichtungen in Innenräumen aber auch im Freien, wird Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Nutzergruppen gefördert und so können die Senior:innen sehr aktiv am gemeinschaftlichen Leben teilhaben. Bei den Seniorenwohnungen haben wir besonderes Augenmerk auf die witterungsgeschützten Zugänge gelegt und im Garten spezielle, aktivitätsfördernde Ausstattungen, wie Senioren-Fitnessgeräte, Gemeinschaftszonen und Hochbeete eingeplant.
Wie integrieren Sie moderne Technologien in das Projekt, um die Barrierefreiheit weiter zu verbessern?
Die technischen Ausstattungen sind eher im Hintergrund spürbar und treten nicht zu sichtbar in den Vordergrund. Türen werden von der Tiefgarage bis zur Wohnungstür elektrisch unterstützt, um eine leichte Bedienbarkeit zu ermöglichen. In den Wohnungen selbst werden verschiedene Vorbereitungen vorgesehen, um bei Bedarf die Ausstattung, wie z. B. Haltegriffe, Notlichter, Rufmelder oder AAL-Elemente (Ambient Assisted Living) an die Bedürfnisse der Bewohner:innen anzupassen.
Auf welche Erfahrungswerte konnten Sie von Ihren vergangenen Projekten zurückgreifen?
Durch unsere langjährige Erfahrung im Bereich des Seniorenwohnens und der Planung und Errichtung von Pflegeheimen können wir gut beurteilen, welche Maßnahmen für welche Bewohnergruppe günstig und unterstützend sind. Wir fühlen uns praktisch in Senior:innen mit all ihren Wünschen und Einschränkungen hinein. Unser Credo ist, soviel Unterstützung wie nötig, jedoch technische Einrichtungen so zurückhaltend wie möglich einzusetzen.
Weitere wichtige Bausteine sind architektonische Qualität wie Licht, Luft und Sonne, sowie nicht zuletzt auch eine ansprechende, atmosphärische Gestaltung, die Wohnlichkeit vermittelt und Kommunikation fördert. Und last but not least muss auch ausreichend Raum für individuelle Gestaltung der Wohnungen und der Gemeinschaftseinrichtungen verbleiben, um den Bewohnerinnen die Aneignung ihrer Lebensräume zu ermöglichen.
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